Hiermal eine erste Leseprobe aus meinem Buchprojekt. Es ist noch eine Rohfassung, also bitte über irgendwelche Fehler freundlich hinwegsehen :-)
Alaska
Ein traumhafter Tag hat begonnen. Heute ist viel zu tun und das Wetter
zeigt sich von seiner allerbesten Seite. Strahlender Sonnenschein, ein fast
wolkenloser Himmel und nur ein ganz leichter Wind. Ich war schon früh auf den
Beinen und erreichte den Anleger, wo ich schon von John erwartet wurde. John
ist Trapper und Jagdoutfitter. Er saß auf einer großen Alukiste neben vielen
anderen Kisten und Kühlboxen. John trug sein typisches Outfit, Jeans, schwere
Outdoorstiefel, ein großkariertes Holzfällerhemd, seine alte und abgegriffene
Lederweste und natürlich seinen dunkelbraunen Stetson. Diesen Hut hat er schon
nach eigenen Angaben, über 30 Jahre. Man sieht es dem Hut auch an. John hatte
mich gebeten, ihm bei dem Transport der Utensilien für die nächste Jagdtour zu
helfen. Er erwartete vier Männer aus Florida, die bei ihm diese Tour gebucht
hatten. John besitzt eine relativ geräumige Trappercabin am Ufer eines Sees und
dorthin mussten wir alles transportieren, d.h. ich sollte mich darum kümmern
und dann alles in der Cabin verstauen.
John kramte eine Thermokanne und zwei Becher hervor und schenkte uns
heißen und noch dampfenden Kaffee ein. Ich bin gerne hier im Hafen und
beobachte das geschäftige Treiben. Auf den heutigen Tag freute ich mich ganz
besonders, denn es war Flugtag ! Am Anleger dümpelte sanft das Wasserflugzeug, es
war eine alte Beaver von De Havilland, man sah ihr das Alter wirklich nicht an.
Der Besitzer, Vic Monroe hegte und pflegte seine ,, Lady " mit Hingabe und
Leidenschaft. Vic war bereits im Hafenoffice um unseren Flug anzumelden. An
solch schönen Tagen ist immer besonders viel los, denn alle Buschpiloten wollen
möglichst viel schaffen. Hier muss man perfektes Flugwetter einfach voll
ausnutzen. Nun kam Ben, Vic`s Mitarbeiter und wir konnten die Ladung in die
Maschine verfrachten. Es waren 7,5 Zentner, die wir nun sinnvoll in die
Maschine verstauen mussten. Zu dritt geht das relativ schnell und wir waren
genau zum richtigen Zeitpunkt fertig. Vic kam mit schnellen Schritten auf uns
zu und nach einer sehr kurzen Begrüßung ging es dann los.
Trotz einer gewissen Eile ging Vic seine Checkliste sorgfältig durch. Ich
hatte auf dem Kopilotensitz platz genommen und mir schon das Headset
aufgesetzt. Dann war es endlich soweit. Ben löste die Seile und Vic setzte die
Beaver in Bewegung und kündigte über Funk den Start an. Vic beschleunigte mehr
und mehr, ich fühlte die Vibrationen der Schwimmer auf dem Wasser. Wir hoben
ab. Es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, mit einem erfahrenen Buschpiloten
in die Wildnis zu fliegen. Vic ließ die Maschine auf 2000 Fuß steigen und hielt
dann auch diese Höhe. Ich genoss das Gefühl und schaute auf die , unter uns,
vorbeiziehende Landschaft. Alaska ist ein wirklich faszinierendes Land und man
bekommt hier, neben dem Abenteuervirus auch noch den Alaskavirus !
Die Flugzeit betrug eine knappe Stunde, da tauchte der See vor uns auf.
Die Wasseroberfläche war spiegelglatt und Vic freute sich auf eine ruhige Landung,
die er auch perfekt hin bekam.
John´s Cabin verfügte über einen Holzanleger, den er vor einigen Jahren
selbst gebaut hat. Der Anleger erleichtert das Be - und Entladen der Maschine
enorm. Vic manövrierte die Maschine punktgenau an den Anleger. Ich öffnete die
Tür und sprang von den Schwimmern auf den Anleger und machte die Maschine fest.
Vic half noch beim Ausladen, er hatte heute wenig Zeit und viele Aufträge.So
stand ich nun mit der gesamten Ausrüstung auf dem Anleger und beobachtete den
Start der Beaver. Vic flog eine Kehre und nach 2 Minuten war er nur noch als
kleiner Punkt am Himmel erkennbar. Bis zur Hütte waren es gut 50 Meter. Ich
raffte mich auf und begann mit den schweren Kisten. Bevor ich mich nun ans
auspacken der Ausrüstung machte, verschaffte ich mir einen Überblick über den
Zustand der Hütte. Sie war solide gebaut und ca. 80 Jahre alt. John hatte sie
vor 20 Jahren gekauft und zu seiner Basis gemacht. Ich konnte keine Schäden
erkennen, alles war ok. Hinter der Cabin war noch eine kleine Hütte, in der es
einen Dieselgenerator gab. Ich überprüfte den Generator und betankte ihn.
Diesel war noch genügend da. Fünf Kanister a 20 Liter standen in der einen Ecke
der Hütte. Der Generator war für Notfälle gedacht und wurde relativ selten
genutzt. Zur Sicherheit aber startete ich ihn. Nach dem dritten Versuch sprang
der Generator an und verbreitete sein monotones Brummen. Ich ging in die Cabin
zurück und überprüfte die elektrische Anlage, alles funktionierte Einwandfrei
und ich konnte nun endlich den Generator wieder abstellen. Die nun wieder
einkehrende Ruhe war herrlich. Ich begann die Lebensmittel in die Cabin zu
tragen. Der Inhalt bestand im Wesentlichen aus getrockneten Lebensmitteln,
Reis, Bohnen, Obst, Mehl, Nudeln und Zucker. Es gab auch noch Energieriegel,
Schokolade und einige Konservendosen.
Jetzt waren die Jagdwaffen an der Reihe.In der Cabin stand ein großer Waffenschrank in den ich nun die
Jagdgewehre, Winchester und Remington, sowie zwei Revolver der Marke Colt
einräumte. Die Munition für die Waffen verstaute ich in den zwei separaten
Schubladen. Nach dem ich die Waffen verstaut hatte, schloss ich den Schrank wieder ab.
Es war ein wirklich wuchtiges Vorhängeschloss.
Es gab noch zwei Kleiderschränke und sechs grob gezimmerte Hochbetten,
somit konnten hier insgesamt sechs Personen schlafen. In der Mitte der Cabin
stand ein großer Tisch mit 12 Stühlen, John hatte diese Einrichtungsgegenstände
allesamt selbst gezimmert. Der Küchenbereich war eher klein, aber praktisch.
Eine Spüle mit Handpumpe, ein vierflammiger Gaskocher, drei Hängeschränke für
Geschirr, Töpfe und andere Utensilien. An der Hinterwand befand sich der alte
gusseiserne Ofen, ummantelt mit Felsstein. An den Seiten waren Holzscheite
aufgestapelt. Weiteres Holz befand sich hinter der Cabin unter einem kleinen
Schleppdach. Es war inzwischen 16 Uhr und ich war mit allem fertig.
Den ganzen Tag habe ich auf diesen Moment gewartet. Zeit für mich, Zeit
meinen Träumen hinterher zuhängen. Ich ging nach draußen und holte mir einige
Holzscheite. Am Seeufer hatten wir eine Feuerstelle angelegt und in dieser
entfachte ich nun ein kleines Feuer. Ich holte mir noch einen selbstgebauten
Trapperstuhl und setzte mich an das wachsende Feuer. Ich ließ meinen Blick über
den See schweifen, beobachtete das andere Ufer, aber ich konnte in dem dichten
Tannenwald nichts erkennen. Ich war wohl wirklich allein. Kein Geräusch war zu
hören, einzig und allein ein leises Knistern im Feuer. Herrlich, das ist für
mich der wahre Luxus !
John würde erst in frühestens zwei Tagen hier eintreffen. Er kommt mit
seinen vier Pferden nachgeritten. Bevor die Jagdtour beginnt, wollen wir das
Revier noch einmal erkunden. John bevorzugt für die Exkursion seine Pferde.
Jedes Pferd kann als Reitpferd, aber auch als Packpferd eingesetzt werden. Er
wird auch noch einige Ausrüstungsteile mitbringen. Schlafsäcke und Decken
standen dabei ganz oben auf der Liste. Ich hatte alles selbst dabei und der
Rucksack lehnte noch neben der Cabintür. Keine Hektik, ich hatte ja noch Zeit
genug. Morgen früh wollte ich das Kanu, welches gut unter Planen verpackt,
neben der Cabin lag auspacken und zum Ufer bringen. Ist das Wetter wieder so
toll, werde ich wohl eine kleine Kanutour machen, vielleicht treffe ich auf
einige tierische Wildnisbewohner.
Ich hatte mir morgens noch ein großes und frisches Steak gekauft,
dieses würde ich mir nachher hier am Feuer zubereiten. In den Kühlboxen
befanden sich auch einige Dosen Coors Bier und ich freute mich schon auf dieses
köstliche Mahl. Ja, dieser Abend wurde genau so, wie ich ihn mir vorgestellt
hatte. Das Steak war saftig und hatte einen leichten Geschmack von Rauch. Das
Bier war kalt. Köstlich. Zum Abschluss des Abends gönnte ich mir noch einen
kleinen Four Roses Bourbon, den ich mir extra besorgt hatte. So ging dieser Tag
in der Wildnis zu Ende.
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